Centro Chaka Wasi – ein Bildungszentrum in Ecuador

„Centro de formación integral Chaka Wasi“ ist ein Schülerwohnprojekt und versteht sich als umfassendes Bildungszentrum. Geleitet wird es von Rocio Simaluisa, einer indigenen Ecuadorianerin. Die Einrichtung gehört zur Fundación Jardín des Edén, einer ecuadorianischen Organisation, die in der gleichen Provinz ein Kinderheim betreibt. Gegründet wurde die Fundación von Christen einer evangelischen Freikirche. Der christliche Glaube spielt in den Einrichtungen nach wie vor eine wichtige Rolle.

„Chaka Wasi“ bedeutet in der Sprache der Einheimischen so viel wie „Brückenhaus“. In vielerlei Hinsicht soll es also eine Brücke sein: zwischen Familie und Schule, zwischen Tradition und Moderne, zwischen Spaß und Lernen. Es ist für die Jugendlichen mehr als nur eine Unterkunft. Sie bekommen Unterstützung bei den Hausaufgaben, die Eltern werden zu Seminaren eingeladen und die Jugendlichen lernen vor Ort viel über ursprüngliche und ökologische Landwirtschaft und indigene Traditionen.

Das CENTRO CHAKA WASI liegt auf ca. 3000 m Höhe in der Westkordillerie der Anden in Ecuador. Es leben dort derzeit 16 Jugendliche, um auf eine der weiterführenden Schulen in der Kleinstadt Pujili gehen zu können. Das wäre sonst nicht möglich, da die ökonomischen Verhältnisse der Eltern nicht ausreichen und die Jugendlichen in abgelegenen Dörfern wohnen. Außerdem werden 39 weitere Jugendliche aus den umliegenden Siedlungen mit Nachhilfe und teilweise Schulmaterial unterstützt. Sie leben aber bei ihren Familien.

Initiiert und aufgebaut wurde das CENTRO CHAKA WASI von Anke und Michael Eichhorn. Sie lebten vier Jahre mit ihren Kindern in Ecuador. Seit ihrer Rückkehr als Gemeindepädagogen in die Oberlausitz besteht weiterhin enger Kontakt zu den Freunden in Ecuador. Michael Eichhorn ist außerdem verantwortlich für die Volontärsvermittlung in Sachsen. Die älteste Tochter gehört inzwischen zur Jungen Gemeinde Oderwitz-Mittelherwigsdorf.

Dem Projekt zugrunde liegen zwei traditionelle Ideen – die „Chakra“ und „Sumak Kawsai“. Die „Chakra“ kann mit „kleines Landgut“ übersetzt werden und meint das Verhältnis der Menschen zur Natur, um das Gleichgewicht des Ökosystems zu erhalten. Für die indigenen Familien im ländlichen Raum Ecuadors ist ein kleines Landgut ein wichtiges Element zur Erzeugung von Lebensmitteln und was man sonst für ein gesundes Leben braucht. Es ist die wirtschaftliche Basis der Familie. „Sumak Kawsai“ meint die indigene Philosophie des guten Lebens und das Zusammenleben in Vielfalt und Harmonie mit der Natur.

Leider fehlt vielen Familien heute das Wissen über eine solche Bewirtschaftung ihrer Felder. Die wirtschaftliche Abhängigkeit führt zudem häufig zum einseitigen Anbau von Mais und Kartoffeln. Die Folgen sind oft eine unkontrollierte Nutzung von künstlichen Düngemitteln und Pestiziden mit Auswirkung für Umwelt und Gesundheit. Viele Kinder und Jugendliche leiden außerdem unter Mangelernährung.

Im Chaka Wasi wird bereits jetzt in geringem Umfang die vorhandene Ackerfläche für den Anbau von Nahrungsmitteln zur Versorgung des Hauses genutzt. Angebaut werden unter anderem Mais, Futterluzerne, Karotten, Salat und Mangold. Jedoch fehlt dafür bisher organisches Material zum Düngen der Gärten. Der Anbau dient im Wesentlichen der Eigenversorgung. Die Überproduktion ist zum Verkauf auf den lokalen Märkten bestimmt.

Folgende Maßnahmen sind geplant:

  • Errichtung von einem Schweinestall und zwei weiteren Ställen
  • Kauf von Zuchttieren, Gemüsepflanzen und Samen
  • Verarbeitung organischen Düngers aus dem Mist der Haustiere
  • gesunde Nahrungsmittel gewinnen für eine ausgewogene Verpflegung der Schüler
  • erweiterte Aus- und Fortbildung für Schüler im landwirtschaftlichen Bereich

Das Projekt ist eine Bildungsalternative, um die kulturelle Identität der Jugendlichen durch landwirtschaftliche Aktivitäten in der Freizeit zu verbessern. Mit den erworbenen Kenntnissen können sie zudem zu einer nachhaltigeren Bewirtschaftung in ihren Familien beitragen und erhalten eine Berufsperspektive, denn nicht alle Jugendlichen werden nach dem Abschluss der weiterführenden Schule die Möglichkeit haben, einen Beruf an einer Hochschule oder Universität zu studieren.