„Musik für Romakinder des Kinderschutzbundes Cristuru Secuiesc“

Der Verein Fehérlófia ist ein Projektverein der offenen Jugendsozialarbeit in Székelykeresztúr, rumänisch Cristuru Secuiesc, einer Kleinstadt im Szeklerland, dem östlichen Siedlungsgebiet der ungarischen Minderheit in Rumänien. Seit der Gründung von Fehérlófia im Jahr 2003 fördert die Rumänieninitiativgruppe Bautzen e.V. die Tätigkeit des Vereins wesentlich. Im Fokus der Arbeit von Fehérlófia liegt die Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher, die unter der Obhut des Kinderschutzbundes in Wohngruppen in der Stadt leben.

In einem Team von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sowie Honorarkräften bietet der Verein Fehérlófia wöchentliche Programme an, darunter Sprach- und Instrumentalunterricht, Handwerk und Basteln, Sport und Ausflüge in die Region. Seit 2009 betreibt der Verein das Bildungs- und Begegnungshaus „Kerekudvar“, wo die Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit verbringen können und auf Menschen aus der Stadt Székelykeresztúr treffen. Derzeit besuchen mehr als 60 elternlose Kinder und Jugendliche, zumeist Roma-Kinder, die unter Aufsicht des Kinderschutzbundes stehen, regelmäßig an den Wochentagen das Haus. Zusätzlich zu den Nachmittagsprogrammen werden an einigen Wochenenden und in den Ferien Ausflüge oder andere Freizeitmaßnahmen angeboten. Neben den Kindern und Jugendlichen des Kinderschutzbundes kommen auch immer mehr Jugendliche und Frauen aus dem Ort in das Kerekudvar.

Facebook: Kerekudvar Közösségi Ház

Hajnalka Mátéffy, Vorsitzende des Partnervereins Fehérlófia und Leiterin des Bildungs- und Begegnungszentrum „Kerekudvar“ beschreibt das geplante Projekt:

Das Hilfsprojekt „Musik für Romakinder in Rumänien“ richtet sich vorrangig an die Gruppe der 10- bis 20-jährigen Jugendlichen, die ohne Eltern unter Obhut des Kinderschutzbundes in der Kleinstadt Székelykeresztúr (Cristuru Secuiesc), Siebenbürgen, Rumänien aufwachsen. Die Kinder sind der Nachwuchs der Romafamilien, die in der Umgebung unter sehr schlechten sozialen Verhältnissen leben. Es sind Großfamilien, die ohne feste Behausung in Slums am Ufer der Flüsse ohne Trinkwasser, Kanalisation und elektrischen Strom leben. Die meisten Kinder wurden als Babys nach der Geburt im Krankenhaus verlassen, weil die Eltern sie nicht ernähren können.

Unser Verein arbeitet mit derzeit ca. 60 Kindern und Jugendlichen, die aus diesem Hintergrund stammen, aber durch die Obhut des Kinderschutzbundes in betreuten Wohnformen leben und einen Schule besuchen dürfen. Die Mittel und das Interesse des Kinderschutzbundes enden bei Kleidung, Essen und Schulbesuch der Kinder. Man kann es Aufbewahrung der Kinder unter menschlicheren Verhältnissen nennen. Unser Ziel ist es, die Kinder zu integrieren und zu fördern, damit sie im Erwachsenenalter ein selbständiges Leben und eine Familie aufbauen können und nicht in die Slums zurückkehren müssen. Das ist umso wichtiger, weil der Kinderschutzbund die Kinder mit 18 Jahren oder nach der Beendigung einer Ausbildung auf die Straße setzt und dann sind sie ganz auf sich allein gestellt.

Das Projektziel liegt nicht nur darin, den interessierten Kindern und Jugendlichen (etwa 30 Kinder) das Spiel auf einem Musikinstrument zu lehren, sondern vielmehr auch darin, ihnen ein Umfeld zu schaffen, wo sie musikalische Vorbilder, zum Beispiel Roma-Musiker treffen und kennen lernen und mit ihnen musizieren können.

Eine anerkannte und geachtete Arbeit von Roma-Männern war schon immer, Musiker der Dorfgemeinschaften zu sein. Heute wird es von kulturellen Vereinen und Gemeinden angestrebt, die Laien-Musikgruppen und die besondere Tradition der Musik und des Tanzens wiederzubeleben. Dabei könnten Romamusiker wieder eine große Rolle spielen und auch eine ordentlich bezahlte Arbeit bekommen. Doch dadurch, dass sie am Rande der Gesellschaft ohne jegliche Chance leben und sogar weiter absinken, bleiben sie von diesen Entwicklungen ausgeschlossen.

Mit unserer Hilfe bekommen die musikalisch begabten Romakinder und Jugendlichen aus Székelykeresztúr eine Chance zur Entfaltung ihrer musikalischen Fähigkeiten und dadurch zur Integration in verschiedene Musikgruppen der Stadt und später sogar für einen Beruf.

Diese Musikarbeit haben wir bereits früher in unserem Verein angefangen. In den letzten zwei Jahren konnten Jugendliche verschiedene Musikinstrumente bei uns lernen. Die älteren Jugendlichen haben es in diesen Jahren so weit gebracht, dass sie zum Beispiel jeden Sonntag die Kirchenmusik im Jugendgottesdienst gestalten.

Es wurde auch eine Band gegründet – „Swag 5“, die im Jahr 2016 etwa 12 Auftritte hatte, zum Beispiel bei den Keresztúrer Stadttagen und verschiedenen Dorffesten. Schon zweimal hat die Band auch ein Benefizkonzert in der Stadt organisiert. Sie haben Jugendliche aus der Stadt Keresztúr zusammengerufen, die ihr musikalisches Können auch auf der Bühne ausprobieren wollten und das für einen guten Zweck. 2015 haben sie für arme Kinder gesammelt, die keinen Weihnachtsbaum oder kein gutes Essen am Weihnachtsabend haben. 2017 soll das Geld für die Operation eines zwölfjährigen Kindes ihrer Schule gesammelt werden.
Auch an den Schulfesten sind „unsere“ Jugendlichen mit ihren Instrumenten dabei, wo sie regelmäßig den Kulturbeitrag gestalten.

Das sind erste sehr wichtige Zeichen, wie die sonst mit gesellschaftliche Ausschluss, Lernproblemen und auffälligen Verhaltensweisen kämpfenden Jugendlichen etwas Wichtiges für die Gemeinschaft schaffen und einen Platz und eine Rolle in der Gemeinschaft erlangen können.

Weiteres Ziel für die Zukunft ist es, auch die vielen kleinen Kinder auf diesen Weg zu bringen und die Arbeit zu erweitern. Aus den Laienmusikern sollen auch professionelle Musiker werden durch eine Ausbildung an Musikschulen. Es gibt auch viele Musiker in Rumänien, die ohne einen musikalischen Ausbildung Berufsmusiker werden, die bei Hochzeiten, Bällen und Familienfeiern und Tanzveranstaltungen musizieren. Durch den Unterricht der Kinder und ihre Anbindung an Kreise, die dieses Ziel fördern, können wir den Kindern helfen und Perspektiven für ihr Leben bieten.

Deswegen ist sehr wichtig, dass der Verein Fehérlófia die begonnene Musikarbeit erweitert. Dazu brauchen wir weitere Musikinstrumente und Lehrer für den Unterricht. Wichtig wäre auch, dass wir die Kindern in Musik- und Tanzlager schicken können, wo sie von den noch lebenden alten Menschen und Roma-Musikern unterrichtet und in die Musikszene eingeführt werden. Dort haben sie auch die Möglichkeit, richtig zum Tanzen zu musizieren, und erleben die Musik als Teil einer besonderen Gemeinschaft, gleichzeitig als eine Berufung und eine bezahlte Arbeit.

Bitte helfen Sie der vergessenen Ethnie der Romas und unterstützen Sie diese Kinder, wieder eine geachtete Rolle in der Gesellschaft zu bekommen.