Schulbildung für syrische Flüchtlingskinder

Unterstützung für Nachmittagsschulen in der Bekaa-Ebene in Libanon

Im 10.500 km² großen Libanon mit seinen ca. 4,5 Millionen Einwohner leben nach UN-Angaben über 1,4 Millionen registrierte Flüchtlinge aus Syrien und zudem sehr viele nicht-registrierte. Ein großer Teil wohnt in Zeltdörfern in der Hochebene, der Bekaa, zwischen dem Libanongebirge und dem Antilibanon, auf dessen Rückseite Syrien beginnt. Ungefähr die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder im schulpflichtigen Alter, aber weniger als die Hälfte davon kann auf libanesische öffentliche Schulen gehen.

Nimat Bizri und Salwa Jabri, zwei Frauen mit syrischer Staatsangehörigkeit, die jedoch schon lange in Beirut leben und den Flüchtlingen in der Bekaa helfen, sahen schnell den großen Bedarf an Schulbildung unter den syrischen Flüchtlingskindern. Sie gründeten eine erste Nachmittagsschule, der nach und nach weitere folgten. Finanziert werden sie vor allem aus Spenden von Einzelpersonen, Stiftungen und manchmal Firmen.

Video über die Nachmittagsschulen

Derzeit unterhält die Gruppe fünf Schulen in der Bekaa-Ebene, in denen der Nachmittagsunterricht für insgesamt ca. 2.000 syrische Flüchtlingskindern aus den umliegenden Zeltlagern stattfindet. Diese Schulen können mietfrei für den Nachmittagsunterricht genutzt werden, die Nebenkosten (Strom, Reinigung, Sachmittel) werden geteilt. In der Regel finanzieren Nimat und ihre Gruppe notwendige Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten, damit auch die libanesischen Schulen und die Kinder, die dort vormittags zur Schule gehen, etwas davon haben, ihre Tore zu öffnen. Für zwei Nachmittagsschulen muss eine geringe Miete gezahlt werden.

Bis ca. 14 Uhr findet an diesen Schulen der reguläre Unterricht für libanesische Kinder statt. Ab ca. 15 Uhr beginnt der Unterricht für die syrischen Kinder, die mit Schulbussen aus den umliegenden Zeltlagern gebracht und nach der Schule wieder zurückgefahren werden. Dieser Unterricht wird vorwiegend von syrischen Lehrern und Lehrerinnen gehalten, die alle eine entsprechende Qualifikation vorweisen müssen. In den Klassen sind zwischen 25 und 35 Kinder; oft sitzen drei Kinder an einer Schulbank. Die Nachmittagsschulen finden an sechs Tagen in der Woche und teilweise auch während der Sommerferien statt, um auf die ausreichende Anzahl von Unterrichtsstunden zu kommen. Bis zur 6. Klasse sind die Schulen vom libanesischen Bildungsministerium anerkannt.

In einer der Schulen wurde eine Extra-Klasse für ältere Kinder eingerichtet, die vorher keine Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen. Seit Januar 2016 gibt es an allen Schulen Förderklassen für Kinder, die zusätzlichen Unterricht benötigen, um das Pensum zu schaffen – und das sind viele, nicht zuletzt aufgrund der sehr schwierigen Lebensbedingungen. Zudem wird ein Sommerprogramm mit kreativen und sportlichen Aktivitäten für die Kinder angeboten, damit sie möglichst wenig Zeit in den Zeltlagern verbringen müssen.

Alle Lehrer und Lehrerinnen, die Schulleitungen und anderen Kräfte (Fahrer, Reinigung) erhalten ein monatliches Gehalt, ebenso eine Koordinatorin, die selbst Flüchtling ist. Diese Koordinatorin spielt eine sehr wichtige Rolle, denn sie hat auch eine Kontrollfunktion inne, erscheint durchaus einmal unangemeldet in den Schulen und schaut darauf, dass alles möglichst reibungslos läuft. Sie organisiert die Verteilung von Hilfsgütern, die zumeist Nimat Bizri beschafft, und ist insgesamt der verlängerte Arm der Gruppe um Nimat Bizri und Salwa Jabri, die alle in Beirut wohnen.

Darüber hinaus verteilt die Gruppe – wenn finanziell möglich – Nahrungsmittelpakete an die Familien der Schüler/-innen sowie Bekleidung (dann immer für alle Kinder einer Schule!), im Winter auch Geld zum Kauf von Diesel für die Bulleröfen in den Zelten, denn in der Bekaa wird es im Winter sehr kalt mit Temperaturen bis unter den Gefrierpunkt.

Die Gruppe um Nimat Bizri und Salwa Jabri besteht überwiegend aus Frauen zwischen 65 und 75 Jahren mit syrischer Staatsangehörigkeit, die jedoch schon sehr lange im Libanon leben. Sie hat es sich seit Beginn der Krise zur Aufgabe gemacht, den syrischen Flüchtlingskindern zu helfen und ist unter dem Dach der Social Support Society organisiert, einem seit vielen Jahren im sozialen Bereich tätigen eingetragenen Verein.

Das Jugenddankopfer wäre ein sehr wichtiger Beitrag zur Finanzierung der Nachmittagsschulen über das Jahr 2016 hinaus, denn leider ist nicht damit zu rechnen ist, dass der Krieg in Syrien dann beendet sein wird. Es wäre eine große Hilfe und würde mit dafür sorgen, dass keine „verlorene Generation“ heranwächst, sondern den Kindern das Wichtigste gegen Radikalisierung und hoffentlich auch Armut gegeben wird, nämlich Bildung.

Die Kosten für eine Schule belaufen sich im Jahr auf ca. 250.000 $, die aus vielen Spenden zusammen getragen werden (müssen), also monatlich gut 20.000 $. Mit ca. 20.000 könnten also ein ganzer Monat für eine Schule abgedeckt werden oder das „Gehalt“ für 30 Lehrer/-innen in Höhe von 250,-$ im Monat für drei Monate.