Thementag 2024
Über 30 Teilnehmende kamen beim dritten Online-Thementag GEMEINDE | MUSIK | LOBPREIS am 10. September 2024 zusammen, um über Vielfalt im Lobpreis ins Gespräch zu kommen.
Carsten Hauptmann, Referent für Jugend- und Popularmusik moderierte die Veranstaltung gemeinsam mit dem leitenden Referenten des CVJM, Matthias Kaden im Studio der ETF in Dresden. Zunächst verglich der durch die Herausgabe der Feiert-Jesus-Reihe bekannte Songwriter Albert Frey in einem Kurzvortrag die altkirchliche Liturgie mit dem modernen Worship. Er beleuchtete ihre jeweiligen Stärken und Schwächen und was beide Seiten voneinander lernen können: "Der Liedblock im Worship hat einen tiefen Sinn. Wenn er gut aufgebaut ist und gut geleitet wird, dann hilft er uns emotional und ganzheitlich einzutauchen und die Tiefe der Texte auszuloten. Die Chance, dort Gott zu begegnen ist größer als in einzelnen Liedern, wenn man immer wieder zum nächsten springt." Dabei machte er deutlich, dass im Gottesdienst nicht nur die vertikale Anrede des Menschen zu Gott ("Ehre sei Gott in der Höhe"), sondern auch der horizontale Blick ("Frieden auf Erden") nicht fehlen sollte: "Wenn die Liturgie, der Liedblock oder der Lobpreisabend so dominant wird, dass gar nichts anderes mehr Platz hat, dann gehen die menschlichen Beziehungen, die Geschichten und die politische Dimension unter." Schließlich konkretisierte Albert Frey den Vergleich von Liturgie und Lobpreis anhand des Gottesdienstes und kritisierte eine Überbetonung des Lobens im modernen Worship: "Wir sollten nicht nur das Gloria singen, sondern auch das KYRIE. Wir brauchen statt Schönfärberei den Raum für Negatives. Wir brauchen Ehrlichkeit und Lieder in Moll. Wir brauchen Lieder, die mir helfen zu Gott zu kommen, so wie ich bin und wie es ist und nicht so, wie es sein sollte oder wie ich gerne wäre. "
In einem zweiten Vortrag sprach die Leipziger Theologin und Songwriterin Marta Mai über ihre Erfahrungen im Künstler-Kollektiv Kulturwerk M14 und in der Arbeit ihrer Musikschule. Für sie entsteht Vielfalt durch Begegnung und Austausch.
Zuletzt sprach der Poetry-Künstler Marco Michalzik über die sprachliche Übersetzungsarbeit, die geleistet werden muss, wenn man das, was man über Gott sagen will, für Menschen kommuniziert, die keine Christen und damit keine sprachlichen Insider sind: "Was meint denn heilig? Erklärt doch mal, was Gnade ist, anstatt das einfach so zu proklamieren und zu behaupten." Er berichtet aber auch von christlichen Musikern, denen es wichtig ist, biblische Sprache zu verwenden: "Die Menschen in unserem Publikum wollen das Lamm, den Hirten und den König - immer wieder. Und wir liefern ihnen diese Bilder." Im Hinblick auf den biblischen Schöpfungsbericht bemerkt Marco Michalzik: "Wenn man dem Gedanken folgt, Gott sei ein Künstler, dann ist er offensichtlich ein Spoken-Word-Künstler."
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde u.a. festgestellt, dass mitunter nicht klar ist, was das Phänomen Lobpreis genau meint. Vor allem im Hinblick auf eine kritische Auseinandersetzung ist es wichtig zu unterscheiden, ob "wir machen Lobpreismusik" bedeutet, das Lob Gottes in den Mittelpunkt zu stellen und auch nur genau diese vertikale, positive und Gott adressierende Perspektive im Blick zu haben. In diesem Fall kann die altkirchliche Liturgie und das gottesdienstliche Musizieren in vielen Aspekten vom Lobpreis lernen. Soll dagegen Lobpreismusik ein allumfassender Ausdruck davon sein, geistliche Musik von und für Christen zu machen, dann gilt es, sich kritisch mit der eigenen Lobpreis-Praxis auseinanderzusetzen und die Vielfalt in vielerlei Hinsicht im Blick zu haben.
Schließlich wurde bei diesem Thementag eine Premiere gefeiert: das Landesjugendpfarramt hat in Kooperation mit der EVLKS und dem EJW das Erklärvideo "Die Geschichte des Lobpreis" produzieren lassen. In kurzweiliger Darstellungsform werden in dem 8-minütigen Animationsfilm die wichtigsten Traditionslinien skizziert, die von der Tempelmusik der Israeliten über die Musik der alten Kirche und der Reformation bis zur modernen Lobpreismusik geführt haben. Auch damit wurde bei diesem Thementag deutlich, wie sich Vielfalt im Lobpreis darstellt.
Das Erklärvideo „Die Geschichte der Lobpreismusik“ ist online verfügbar