Segnen und gesegnet werden
beim Wave Gotik Treffen Leipzig
Wave Gotik Treffen, das ist das weltweit größte Treffen der schwarzen Szene. Mitten drin war auch diesmal wieder eine Gruppe von Leuten, die zwar ebenfalls schwarz gekleidet waren, die aber doch auffielen: Denn es handelt sich Kirchenleute: ein Pfarrer, eine Vikarin, ein Dominikanermönch, ein Gemeindereferent und eine Ehrenamtliche. Und alle trugen ein Schild „Free Blessings“ auf der Brust.
Free Blessings, kostenlose Segnung, das war das Angebot. Und es wurde angenommen. Wir waren noch dabei, die Schilder an die Talare zu heften, da wurden wir schon das erste Mal angesprochen – und um den Segen gebeten. Und so ging es weiter. Goths, Touris oder auch ganz normale Leipziger – Menschen, die den Segen wollten, gab es überall. Eine Frau fragte: „Ist der Segen denn auch für mich? Ich bin doch gar nicht in der Kirche!“ Sie hat ihn bekommen – und war überrascht von der Wirkung. „Das geht ja durch und durch!“
Sehen und gesehen werden – darum geht es beim WGT natürlich auch. Je verrückter das Kostüm, desto begehrter das Motiv, auch für die vielen Kameras. Wenn sich dann eine Gruppe von Kirchenleuten unter die schwarze Szene mischt, werden die Handys ebenfalls gezückt. Dann fragen wir: „Willst du nur das Foto, oder willst du auch den Segen?“ Manchen reicht das Foto – andere lassen sich auf den Segen ein. Und immer wieder spüren Gesegnete, dass das mehr ist als ein altes Ritual; dass da eine Kraft im Segen liegt, die über bloße Worte hinausgeht.
Übrigens ist das keine Einbahnstraße. Die Segenskraft, die durch den Segnenden fließt, ist auch für den Segnenden zu spüren. In der Bibel heißt es: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen ein.“ Das bringt es auf den Punkt.
So sind wir am Ende auch selbst Gesegnete. Segnen und gesegnet werden – das ist das, worum es uns geht.




